Meine 12-er Rutenserie

1 Taper - 12 verschiedene Bauweisen

Eigentlich ist es ganz normal: jeder Rutenbauer ist überzeugt davon, dass seine Bauweise der Rute die Beste ist – sei es aus ästhetischen Gründen oder aufgrund des Aktionstypus der Rute.

Nach unzähligen und wenig zielführenden Diskussionen unter Rutenbauern beschloss ich, dem theoretischen Vergleich in den Gesprächen den praktischen Test  folgen zu lassen: Ich entschied mich, eine Rutenserie zu bauen, in der alle gebräuchlichen Bauweisen und Querschnitte direkt verglichen werden sollten. Das Ganze musste natürlich auf einem identischen Rutentaper basieren. Mit dieser Voraussetzung präsentierte ich am ersten Schweizer Rutenbauertreffen in Sarnen 2006 eine Serie von 11 Ruten, die bezüglich ihrer Wurfeigenschaften direkt miteinander verglichen werden konnten.

Für diese Vergleichsserie mussten wichtige Entscheide getroffen werden:

 

  1. Was für ein Taper wähle ich?
  2. Welche Bauweisen vergleiche ich?
  3. Was sind die Umrechnungsfaktoren zwischen den einzelnen Bauweisen?

 

Taper

Die Wahl des Tapers war relativ einfach: einerseits musste es ein Taper sein, das ich gerne werfe (schliesslich brauche ich die Ruten auch für mich selber zum Fischen!) und anderseits musste es ein relativ sensibles Taper sein, damit auch kleine Unterschiede zum Tragen kommen.

Ich wählte ein Rutentaper von mir in der Länge von 7’3 Fuss, gebaut für die Schnurklasse 4.

 

Die unterschiedlichen Bauweisen

In meiner Serie wollte ich einerseits verschiedene Querschnitte von Gespliessten vergleichen, daneben aber auch Unterschieder bezüglich Hohlbauweisen, Hülsentypen oder Rutenteilung aufzuzeigen. Es galt, herauszufinden, welchen Einfluss dies jeweils, immer auf der Basis des identischen Tapers, auf die Aktion der Rute hat, ob es überhaupt spührbar ist.

Bezüglich des Rutenquerschnitts wurden Ruten von 4 (Quad) bis zu 13 (Evo13) Spleissen gebaut.

 

 

Was die Steckverbindung betraff, wurden die Ruten mit der gebräuchlichsten NiSi-Hülse gebaut, der Super Swiss, und diese dann verglichen mit der Bambus-Hülse, dreiteilige Ruten (also 2 Hülsen), einteilige Ruten und eine spliced Verbindung.

Der Hohlbau der Ruten wurde mit drei bekannten Bauweisen gemacht: die Winston Methode (Lew Stoner, das Hollow Fluting), dann Powell’s Scalloping und schliesslich noch der Norwegische Magic-Star method (Vangen).

Der Vergleich bezüglich der Effekte von Hohlbau, Wahl der Hülse und auch der spiralförmig gedrehten Rute fand innerhalb der Gruppe der Ruten mit der traditionellen hexagonalen Bauweise statt. Es galt, aufzuzeigen, inwieweit Hohlbau, gezieltes Verdrehen der Rute oder eine unterschiedliche Steckverbindung die Aktion der Rute beeinflusst. Innerhalb dieser hexagonalen Gruppe kam kein Umrechnungsfaktor zur Anwendung, alle Taper sind identisch. Ein allfälliger Unterschied in der Rutenaktion oder –eigenschaft ist also unmittelbar auf die geänderte Bauweise zurükzuführen.

 

 

Umrechnung der Taper

Ein wichtiger Eintscheid war, auf welcher Basis die einzelnen Rutenquerschnitte umgerechnet werden sollten. Sucht man in den einzelnen Foren nach Lösungen, findet man unterschiedliche Faktoren, die oft individuellen Bedürfnissen angepasst sind. Damit der Versuch reproduzierbar ist, wählte ich die Umrechnungsmethode basierend auf dem Trägheitsmoment der Rute. Diese Werte hat der italienische Rutenbauer Gabriele Gori in einer umfassenden Tabelle zusammengefasst und nahezu alle Bauweisen sind dargestellt.

Seine Tabelle (Sezioni a confronto) ist auf der Webseite der IBRA (Italian Bamboo Rodmakers Assotiation) zu finden oder aber hier auf meiner Webseite. 

In der gleichen Tabelle behandelt Gori auch unterschiedliche Hohlbauweisen.

Hinweise zum Berücksichtigen unterschiedlicher Steckverbindungen oder der Hohlbauweise sind auch in einigen Rutenberechnungsprogrammen wie iTaper, RodDNA oder Hexrod zu finden. Wie bereits oben gesagt, habe ich das aber nicht gemacht, ich wollte die Auswirkung nicht kompensieren sondern zeigen.

Basierend auf Goris Tabelle habe ich alle voll gebauten unterschiedlichen Querschnitte mit den nachfolgenden Faktoren umgerechnet.

 

 

Im Frühjahr 2014 wurde ich nach Kanada ans Corbett Lake Rutenbauertreffen eingeladen. Dort sollte ich diese Rutenserie präsentieren. Aus Platzgründen reduzierte ich meine in der Zwischenzeit auf 16 Ruten angewachsene Seie, und sie wird noch erweitert, auf 12 Ruten. Es hätte wohl wenig Sinn gemacht, beispielsweise eine einteilige Rute zu transportieren.

Und noch ein Element gilt es zu beachten: damit die Ruten tatsächlich direkt miteinander verglichen werden können, dürfen sie sich im Zubehör nicht unterscheiden. Im Klartext heisst das: alle Ruten sind mit identischen Rollen und Fliegenschnüren auszurüsten!

 

 

Während die Wurfbewertung doch ziemlich individuell ausfällt und sicher von subjektiven ästhetischen Kriterien beeinflusst wird, sind die Gewichtsunterschiede der Ruten eindeutig messbar. Trotzdem bedürfen sie einer Erklärung:

 

  • Die Quad-Ruten (und auch die Evo8 mit einem vergleichbaren Querschnitt) sind im Prinzip die leichtesten. Auffallend ist der grosse Unterschied zwischen der NiSi-Hülsenvariante und der Bambushülse. Die gesamte Rutenserie wurde einheitlich mit dem Super-Swiss Typ gebaut, mit einer Ausnahme: der Quad! Aus ästhetischen und praktischen Gründen verwende ich bei Quad-Ruten Step-down-Hülsen (System Jeff Wagner). Diese sind deutlich schwerer, vor allem im Vergleich zur Bambus-Hülse und auch der Hex –Hollow.
  • Die Evo8, eine abgeänderte Quad-Bauweise bezüglich des Querschnitts, ist, obwohl sie mit NiSi-Hülsen ausgestattet ist, eine der leichtesten, weil sie hohlgebaut ist. Sie ist ebenfalls mit Super-Swiss-Hülsen gebaut und somit bezüglich Gewicht direkt vergleichbar mit allen Ruten der Serie.
  • Keinerlei Erklärung habe ich für das etwas höhere Gewicht der Penta, die eigentlich leichter sein sollte als eine Hex.

Interessant sind die Ergebnisse aus den praktischen Vergleichen beim Werfen der Ruten. Am Rutenbauertreffen in Kanada haben mir mehr als 35 Werfer ihre Eindrücke und Bewertung der Ruten mitgeteilt. Eine klare Mehrheit bewertete meine neue Evo8 als die beste im Wurfverhalten. Diese Rute war erstmals in der Serie, in älteren Vergleichenfehlt sie. Die hohlgebaute Hex und die Evo6, die Quad und Penta waren die nächsten. Fast alle Ruten fanden einen Liebhaber, einzig die dreizehnfach gespleisste Evo13 wurde von niemandem positiv erwähnt. Dieses Resultat ist sicher subjektiv und wiederspiegelt persönliche Vorzüge oder Wünsche, immer auch abhängig von den Wurfqualitäten des einzelnen Werfers.

Seit der ersten Präsentation am Schweizer Rutenbauertreffen 2006 habe ich meine Ruten mehrmals auch von professionellen Werfern und Instruktoren bewerten lassen. Diese Tests waren etwas anspruchsvoller, ich erbat eine Unterscheidung der Rutencharakteristik differenziert auf verschiedene Wurfarten (Rollwurf, traditioneller Überkopfwurf und Switchcast).

Untenstehend die Zusammenfassung der Rangierung der 6 am Besten bewerteten Ruten:

 

 

Die differenziertere Bewertung der Profis zeigt doch einige interessante Unterschiede zu den Aussagen der Rutenbauer, die jeder selber einzustufen versuchen kann.

Meine Evo8-Rute für die Serie habe ich erst dieses Jahr für Kanada gebaut, sie fehlt also in der Bewertung der Profis. Zwei Werfer haben sie inzwischen direkt mit der Hex-hollow und der Evo6 verglichen. Von beiden wurde auch hier meine Evo8-Bauweise als hervorragend bewertet. 

 

 

 

 

Aktuelles

Ein neuer Ansatz für die Quad


meine Einladung nach Kanada


Design & Technology by YOUHEY Communication AG, Burgdorf, Switzerland.