Im allgemeinen Vergleich von Ruten, speziell natürlich mit Carbonruten, wird immer wieder der Gewichtsfaktor von Gespliessten als Nachteil angeführt. Vor allem bei Ruten ab 8 Fuss (ca. 240 cm) fällt der Gewichtsvergleich eher negativ aus.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass verschiedene Rutenbauer schon früh versucht haben, das Gewicht ihrer Gespliessten zu reduzieren. Um die Rutenaktion nicht negativ zu beeinflussen, wurden verschiedene Techniken zum Hohlbauen entwickelten.
E.C. Powell
Bereits im Jahre 1933 patentierte der Amerikaner E.C. Powell seine spezielle Bauweise(„scalloping) , bei der er in bestimmten Abständen „Dämme“ stehen liess, um ein Verformen des Rutenquerschnitts unter Belastung zu vermeiden.
Lew Stoner
Ein anderes Verfahren wählte Lew Stoner von der amerikanischen Rutenbaufirma Winston. Das von ihm entwickelte sogenannte „Hollow Fluting“ ermöglichte, trotz relativ geringen Wandstärken noch genügend grosse Flächen für die Verleimung der Spleisse zu gewährleisten.
Blank mit "hollow fluting"
Sigurd Vangen
Einen völlig neuen Weg bestritt der norwegische Rutenbauer Sigurd Vangen.
Er baute relativ lange und kräftige Ruten für die norwegischen Flüsse und suchte mit neuen Ideen, das Rutengewicht ohne Verlust der Materialstärke zu verringern. Dies führte ihn schliesslich zu seinem „Magic Star“. Mit diesem Prinzip konnte er relativ dünne Wandstärken bauen, da der Steg in der Mitte die Rute vor Verformung unter Belastung schützte.
Blank mit "Magic Star"
Grundlagen
Diese drei wichtigsten Methoden sind bezüglich ihrer Herstellung sehr unterschiedlich und teilweise nur mit grossem Aufwand zu realisieren. Das dürfte wohl auch der Hauptgrund sein, dass sie wirtschaftlich gesehen immer nur eine relativ unbedeutende Rolle spielten.
Grundsätzlich ist ihre Herstellung aber mit verschiedensten Methoden realisierbar.
Um den Effekt dieser drei Methoden auf die Ruten zu verdeutlichen, habe ich drei Vergleichsruten hergestellt.
Als Basis diente eine 8 Fuss Fliegenrute für die Schnurklasse 5, gebaut nach dem Taper 209E von Garrison.
Um eine absolute Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden alle Ruten in hexagonaler Bauweise mit identischen Spleissen aus den gleichen Bambusrohren hergestellt.
3 Rohre gleicher Qualität wurden gespalten und davon je 2 Spleisse für eine Rute verwendet, dies mit einer 2 - 2 – 2 Knotenverteilung.
Schema des Aufbaus, Knotenverteilung
Bau einer Hohlgespleissten
Hollow Fluting und Magic Star lassen sich auf der Morgan Mill relativ einfach herstellen.
Für beide Methoden sind zuerst die Spleisse wie bei einer normalen Rute fertig zu hobeln. Erst anschliessend werden sie entsprechend der Bauform weiterbearbeitet.
Das Aushöhlen der einzelnen Spleisse mit einem speziell entwickelten Hobelmesser ist auf der Morgan Mill mit hoher Präzision möglich:
Hollow Fluting Magic Star
Ruten mit dem „Scalloping“-Verfahren nach Powell sind etwas aufwändiger in der Herstellung. Ich realisiere dieses Verfahren mit Hilfe einer selbst konstruierten Bearbeitungsmaschine. Die Spleisse können aber auch lediglich mit einer Rundfeile oder einem kleinen Bandschleifer bearbeitet werden.
Spleisse mit dem Scalloping-Verfahren nach Powell
Vor dem eigentlichen Baubeginn gilt es, ein paar Entscheide zu fällen
Über die Gewichtseinsparung einer identisch gebauten Rute (hier 240 cm, Schnurklasse 5) kann ich die folgenden Aussagen machen
(Gewicht des unverhülsten Blanks):
Bauart | Spitze | % | Handteil | % | Total | % |
voll | 18.8 | 100 | 63.2 | 100 | 82.0 | 100 |
Fluted | 16.6 | -11.7 | 52.6 | -16.8 | 69.2 | - 15.6 |
Magic Star | 17.9 | -4.8 | 54.1 | -14.4 | 72.0 | - 12.2 |
Powell | 18.3 | - | 57.8 | -8.5 | 76.1 | -7.2 |
Über den Einfluss des Hohlbauens auf die Rutenaktion sind die Rutenbauer sehr unterschiedlicher, vor allem uneinheitlicher, Meinung.
In verschiedenen Foren und Büchern sind Meinungen dazu abgedruckt.
Im „The Classic Flyrod Forum“ ist das ganze Spektrum von Meinungen zu finden. Namhafte Vertreter nennen einen Verlust von Rückgrat, das durch Korrekturen des Tapers aufgefangen werden muss (T. Smithwick), andere sprechen von einem leichten Schnellerwerden der Rute (C. Bogart), das gezielt im Taperdesign als sogenannte 3. Dimension eingesetzt werden kann.
In „Bamboo Rodmaking Tips“ wird ebenfalls auf den Verlust von Steifheit hingewiesen und diese mit etwa 10% beziffert, was wiederum mit einer Taperanpassung um 3-5% aufgefangen werden kann.
Ausführliche Betrachtungen auf experimenteller und rechnerischer Basis stellt Milward in seinem Buch „Fact, Fiction and Flyrods“ an. Seine Versuche führen zur Aussage, dass die Rute ca. 13% weniger steif wird, was durch Taperanpassung korrigierbar ist (wenn gewünscht!).
Persönlich baue ich seit Jahren meine Ruten mehrheitlich hohl. Die positiven Effekte überwiegen vor allem bei längeren Ruten.
Auf eine spezielle Art des Hohlbauens werde ich später unter "Evo" noch eingehen.